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  • Manfred Eichel

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    Seine Heroen waren Velázquez und Cézanne, Wifredo Lam, Paul Klee oder Juan Miró. Die Rowohlt- Monographie über den Katalanen lässt er so beginnen: „Er war wortkarg bis zur Einsilbigkeit, meistens schwieg er.“ Platschek verkörperte das Gegenteil.
    Er war ein hochgebildeter, sehr amüsanter Plauderer und ein gewandter Schreiber. Ich habe über Francis Bacon, Antoni Tápies oder Juan Gris kaum Genaueres, Verständnisvolleres, etwas das auch Verständnis erzeugt, gelesen als bei Platschek, dem „Maler, der schreibt“ wie Hamburgs großer Museumsmann Werner Hofmann ihn genannt hat. Wenn man Platschek fragte, was er vornehmlich sei, Maler oder Autor, irritierte er gerne mit dem überzeugend gespielten Bekenntnis, am besten sei er als Tenorsaxophonist. Unvergleichlich war er jedenfalls als international vernetzter Künstler.
    Er sprach fließend fünf Sprachen. Italienisch unterhielt er sich mit den Malerkollegen Emilio Vedova, spanisch mit Antonio Saura, englisch mit Lucian Freud, französisch mit dem Philosophen Jean Baudrillard. Mit all diesen war er befreundet. Nach seiner Rückkehr aus dem erzwungenen Exil in Uruguay hatte er Ateliers in Rom und London, in München und dann 30 Jahre lang in Hamburg. Hier konnte er ungestört arbeiten, „weil die Stadt sich überhaupt nicht um ihre Künstler kümmerte“. Das war natürlich auch kokett.
    Für das NDR-Magazin „Kultur aktuell“ hatte ich ein TV-Porträt über ihn realisiert, er später am selben Platz eines über sich selbst. Aber er machte damals auch sehr persönliche Filme über die Cobra-Freunde Constant, Asger Jorn und manche mehr. Wenn er selbst neue Bilder gemalt hatte, lud er mich oft in sein Hamburger Atelier ein.

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    Nur, um sie zunächst gemeinsam lange stumm zu betrachten. Geredet wurde beim Wein in besten Restaurants oder privaten Kreisen – mit „Kurti“ Sonderborg oder Antonio Saura, mit Herbert Glüsing, György Ligeti oder Peter Rühmkorf. In Sankt Pauli-Kneipen tranken wir Wodka – zuweilen mit einem anderen Nachtschwärmer, mit Karlheinz Schmid. Klar, dass „Carlo“, damals noch Schreiber für u.a. „Zeit“, „Spiegel“ und „art“, ab 1996 Chef der „Kunstzeitung“, später den Weg für den „Hans Platschek-Preis für Kunst und Schrift“ ebnete: zusammen mit seiner Frau Gabriele Lindinger und in enger Kooperation mit dem Kommunikations- und Organisationstalent Ewald Schrade. 2004 hatte der die Messe „art Karlsruhe“ gegründet, 20 Jahre lang geleitet und schon 2009 mit dem seit alljährlich verliehenen Platschek-Preis geschmückt.
    Damals durfte ich als erster von mittlerweile 15 Solo-Juroren der Hans Platschek-Gesellschaft, deren Vorstand der Künstler schon testamentarisch bestimmt hatte, den fulminanten Cartoonisten und Poeten F.W.Bernstein („die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche“) mit diesem Preis beehren, übrigens den ersten und bisher einzigen Zeichner unter den seither ausgezeichneten Malern, Bildhauern und Videokünstlern. Einige mehr sollten es unbedingt werden! Bernstein hatte das Talent zum tiefsinnigen Unsinn. Wie Platschek.
    Gerne rief der spät nach Mitternacht seine Freunde an. Einmal flüsterte er mit unheilschwangerer Stimme: Ihm drohe „ein Schauprozess! Ein Verfahren der Herodes-Gesellschaft!“ Ihm, der Kinder nachweislich nicht sonderlich mochte, würde vorgeworfen, dass er Florian Eichel, meinen Sohn, zu sehr liebe. Der war damals, 1998, gerade ein Jahr alt geworden. Jetzt freut er sich auf meine beiden großen Platschek-Bilder, einen Halbakt-Druck und ein kostbares, über 200 Seiten dickes „écritures“-Buch voller flotter Zeichnungen, farbfroher Gouachen und Collagen. Platschek konnte eben auch fast zärtlich sein.

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    Er liebte ebenso die scharfzüngige, zuweilen auch ungerechte Attacke. Beuys war für ihn nur „der Mann mit dem Hut“, einer dessen Ruhm bald verblassen würde. Ernst Wilhelm Nay nannte er gerne den sich ständig selbst reproduzierenden „Ostereiermaler“. Und gegen Video-Artisten wie Nam June Paik polterte er als einziger Prominenter auf der sechsten Documenta, er nähme Malern zu viel Platz weg. Auf der zweiten Documenta 1959 war er noch selbst vertreten – und wurde mit seinen Informel-Bildern zu einem der Stars.
    Mit denen, die ihr Mäntelchen allzu oft in alle möglichen Winde hängten ging er scharf ins Gericht. Den damals sehr machtvollen Kunsthistoriker Werner Haftmann, so erzählte er zuweilen, habe er bei einer Vernissage mal gefragt, wo denn sein Hund sei. Haftmann war verwundert, er habe doch nie einen Hund gehabt. Darauf Platschek: „Seltsam! Blind – und kein Hund?“
    Er war ein lustvoller Spötter und hatte jederzeit ein ganzes Arsenal provozierender Zitate auf Lager – auch solche von Stalin. Sein Lieblings-Aphoristiker war mit Abstand der elegante französische Schriftsteller, Dichter und Diplomat Paul Claudel. Der hatte erkannt, dass „der Mensch nicht zum Vergnügen, sondern zur Freude geboren“ sei. Und er empfahl: „Rede nur, wenn du gefragt wirst, aber lebe so, dass man dich fragt.“ Oft hat Platschek diesen Rat anderen erteilt, aber sich selbst glücklicherweise nicht immer an ihn gehalten. Aber gefragt wurde er natürlich ständig.
    Am 9. Februar 2000 ist der allround-kreative Hans Platschek infolge eines Zimmerbrands in Hamburg gestorben.

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