Hans Platschek

"Die Frage bleibt immer, warum jemand ein Bild malt."

Alexander Klar

Juror

Alexander Klar ist seit August 2019 Direktor der Kunsthalle Hamburg, nach Stationen am Guggenheim Museum New York, an der Peggy Guggenheim Collection in Venedig, der Kunsthalle in Emden und am Victoria and Albert Museum in London. Er studierte Kunstgeschichte, Geschichte und christliche Archäologie in Erlagen. 2008 war Alexander Klar Gründungsdirektor des Emil Schumacher Museums in Hagen und wurde 2010 Leiter des Museum Wiesbaden, ein Zweispartenhaus für Kunst und Natur.

Er ist Herausgeber des Bildbands „Die Kunstsammlungen. The Art Collections. Museum Wiesbaden“ (2015).

„Stilleben mit Hummer und Melone“, 1986
© Hamburger Kunsthalle/bpk/VG Bild-Kunst, Bonn, 2021
Foto: Elke Walford

Seit Mai 2020 erscheint wöchentlich ein Audio-Podcast: „Ich sehe was, was du nicht siehst“, in dem Alexander Klar zusammen mit Lars Haider, dem Chefredakteur des Hamburger Abendblatts, über bekannte Gemälde der Hamburger Kunsthalle spricht.

Der Podcast in der Woche vom 11. April 2021 steht unter der Überschrift „Der Hummer, der auf alte weiße Männer losgeht“ und beschäftigt sich mit Hans Platscheks „Stilleben mit Hummer und Melone“ aus dem Jahr 1986.

Helga Schmidhuber

Preisträgerin

Nach dem Studium u.a. an der Fachhochschule für Kommunikationsdesign, Wiesbaden, und an der Kunstakademie Düsseldorf übernahm Helga Schmidhuber einen Lehrauftrag der Hochschule Rhein Main. Sie nahm an Artist in Residence-Programmen in Österreich, Island, Kanada und Spanien teil.

„Helga Schmidhuber arbeitet mit Fundstücken und assoziativ zusammengetragenen Gegenständen, die als Teil ihrer Malerei oder als bearbeitete Objekte ein Eigenleben beginnen: Fetische von Tierschädeln, Federschmuck oder Tierpräparaten, mit denen sie Ausstellungsräume umfunktioniert zu Wunderkammern und so das Museum wieder in eine Art Urzustand zurückversetzt. In Analogie bringt sie ‚gefundene‘ Bilder in ihre Malerei ein und legt sie in mehreren übereinander gelagerten Bildschichten an. Stränge des Sammelns, Zusammensetzens, Malens und Präsentierens, die einander befruchten, führen zu einem vielschichtigen und beziehungsreichen Werk.“ (Alexander Klar)

Helga Schmidhuber hat viele Preise und Auszeichnungen erhalten, u.a. den Preis des BBK Hessen, den Markus-Lüpertz-Preis sowie das Max-Ernst-Stipendium und 2008 den European Design Award Stockholm für das Buchprojekt „unliniert“. Aktuell nimmt sie an einer Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle unter dem Titel „Die absurde Schönheit des Raums“ teil.

Platschek kommentiert

Helga Schmidhuber zu Platscheks Gemälde „Ein netter Abend” (1972)

Ein netter Abend
Acryl/Lw. 130 x130 cm, 1972, unsigniert

Platscheks Gemälde „Ein netter Abend” (1972) – ich nenne es „Foxtrott statisch“ – ist auf den dritten Blick für mich ein Meisterwerk und in seinem seltsam steifen Realismus ein scheußlich-schönes. Mit einer fast schon pedantischen Liebe zum Detail hat er hier ein Zeitdokument geschaffen, das den Mief der alten Bundesrepublik ganz wunderbar eingefangen hat und versprüht. Das Spießbürgertum vollführt beim abendlichen Vergnügen ungelenke Tanzschritte auf frisch gebohnertem Parkett, das man förmlich riechen kann. Auch Speick-Seife, 4711 und ein Hauch von Toast Hawaii is in the air. Ein malerisches Schwelgen in den silbertönigen Dauerwellen, den umbrafarbenen Strümpfen, den Stoffmustern der Damenkostüme und Schuhmodelle und nicht zuletzt den vom Eheleben gezeichneten Gesichtern der alten Herrschaften. Ein offensichtlich jüngeres Paar, rechts im Hintergrund, wendet sich ab. Die wollen da raus, sind aber längst im Sumpf der Farben gefangen. Großartig. Und schwer zu übertreffen.